Digitalisierung | Herausforderung und Chance für die deutsche Wirtschaft III

Damit Deutschland auch in Zukunft als Innovationsstandort vorne mitspielen kann, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Die Bundesregierung trägt einen großen Teil der Verantwortung für eine möglichst reibungslose digitale Transformation der nationalen Wirtschaft. Aber weil Deutschland den Startschuss verpasst hat, ist konsequentes und beherztes Handeln jetzt umso wichtiger.
Im Jahr 2013 hatte Angela Merkel das Internet als „Neuland“ bezeichnet, was allerorts für Belustigung und Spott sorgte. Um auf dem Digitalgipfel 2018 in Nürnberg eine Wiederholung zu vermeiden, nannte sie es „noch nicht durchschrittenes Terrain“. Das klingt doch gleich viel besser. Aber wäre es nicht langsam an der Zeit, dieses Terrain im Gewaltmarsch zu durchschreiten?
Zu klein gedacht
Gleich mehrere Ministerien arbeiten an Projekten zum Thema Digitalisierung. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie schreibt z.B. den „Gründerwettbewerb – Digitale Innovationen“ aus, deren Teilnehmer eine Finanzspritze für eine Unternehmensgründung im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien gewinnen können. Über „go-digital“ vermittelt das BMWi interessierte Unternehmen an autorisierte Beratungsfirmen (hier wurde bereits darüber berichtet). Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hingegen hat sich den Ausbau der Netze auf die Fahne geschrieben. Über die momentan heiß diskutierte Versteigerung der 5G-Frequenzen informiert dieser Artikel. Projekte und Vorhaben dieser Art sind sicherlich notwendig und gut. Aber man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass immer noch zu wenig getan wird. Die Wichtigkeit eines flächendeckenden 5G-Standards wird kolossal unterschätzt. Die Angebote zur Unternehmensgründung und -umstellung sind verglichen mit den Finanzierungsmöglichkeiten in Vorreiterländern wie den USA nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Der deutsche Wagniskapitalmarkt ist traditionell klein und stagniert momentan. Gute Ideen bringen nichts, wenn sie nur halbherzig in die Tat umgesetzt werden.
Mit gutem Beispiel vorangehen
Die Digitalisierung betrifft nicht nur die Wirtschaft. Gerade auch die Interaktion zwischen dem Bürger und dem Staat befindet sich im Wandel. Viele behördliche Dienstleistungen wurden nach Möglichkeit bereits digitalisiert. Jeder, der schon einmal im Bürgeramt auf den einen anwesenden Mitarbeiter gewartet hat, kann das nur begrüßen. Trotzdem nehmen viele Bürger das Angebot noch nicht war. Das mag unter anderem an der Neuheit liegen, denn was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. Aber es hapert oft noch an der Nutzerfreundlichkeit und Übersichtlichkeit. Außerdem fürchten viele Menschen, dass die preisgegebenen Informationen nicht sicher sind. Hier ist der Staat in der Pflicht, die angebotenen Services für jedermann verständlich und leicht bedienbar zu machen und die Integrität des Datenschutzes zu gewährleisten. Sobald die Digitalisierung im Alltag der Menschen angekommen ist, werden die restlichen Berührungsängste verschwinden und so den Weg ebnen für eine zukunftsgerichtete Gesellschaft.